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Alp-X-Ranking: Welches Skigebiet ist das Beste?

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In Gesprächen in der Gondel oder auch im Bekanntenkreis wurde ich oft angesprochen, ob ich am Ende auch ein Ranking durchführen werde, welches Skigebiet mir am Besten gefallen hat. Das finde ich etwas schwierig, denn einmal hatte ich zum Kennenlernen jeweils nur einen Tag Zeit und bei den diesjährigen Schneebedingungen in den Alpen wäre es wohl ungerecht, in einigen Gebieten waren dann doch die Highlights wegen Schneemangel geschlossen. Die Skigebiete in Frankreich waren während der Alp-X wiederum aufgrund der Faschingsferien dort total überfüllt, so dass diese sicher keine guten Bewertungen erhalten würden. Gleichzeitig waren fast alle Skigebiete große Skischaukeln, die mir allesamt sehr gut gefallen haben. Hier nun einzelne herauszuheben und objektiv zu bewerten, ist für mich kaum möglich.

Ich will es aber dennoch einmal unter dem eigentlichen Thema der Alp-X versuchen, und ein Ranking anhand der Anbindung der Skigebiete an den ÖPNV versuchen. Hier gab es deutliche Unterschiede. Einige Skigebiete haben wirklich die Zeichen der Zeit erkannt und versuchen die Gäste mit dem ÖPNV an die Pisten zu bringen. Insbesondere Tagesgästen soll der Umstieg vom Auto auf die Schiene erleichtert werden. Andere Gebiete setzen hingegen weiterhin auf das Auto und bieten eher versteckt auch Verbindungen per Skibus an. Nach meinen subjektiven aber dennoch gesicherten Erfahrungen komme ich also auf folgendes Ranking:

1. Platz
Den ersten Platz teilen sich Arosa-Lenzerheide, Fiesch, Bad Gastein, Kronplatz und Verbier. Alle fünf Skiresorts haben den Bahnhof direkt an der Talstation der Gondel zum Skigebiet, in Gastein sogar mit Anbindung an die Eurocity-Strecken. Man kann also als Tagesgast morgens mit Skischuhen von daheim starten und abends auch nach 2 Après-Ski-Bier direkt von der Piste in den Zug, die Heimreise antreten. Bequemer und sicherer geht es nicht.

2. Platz
Für den zweiten Platz habe ich Skiorte eingeteilt, die zwar einen direkten Bahnanschluss haben, wo der Bahnhof aber doch einige hundert Meter entfernt liegt und man schon ein bisschen laufen muss, bis man in der Gondel zum Skigebiet oder im Sessellift sitzt. Diesen Platz teilen sich Chamonix, Davos, Les Arcs-La Plagne, Serre Chevalier, Silvretta-Montafon. Les Arcs bekommt den zweiten Platz nur wegen der guten Anbindung an den Bahnhof über die Standseilbahn Funiculaire. Auf der Rückseite der Skischaukel, in Champagny gab es außerhalb der Ortschaft selbst überhaupt keinen regulären Skibus, dort ist alles auf autogerechte Anreise ausgerichtet. Bei solchen Verhältnissen wäre die Skischaukel im Ranking sogar durchgefallen.

3. Platz
Den dritten Platz teilen sich solche Orte, die leider keine direkte Zuganbindung haben, jedoch einen guten Service mit dem Skibus anbieten. Hier ordne ich Espace Lumiere, Flims-Laax, Galtür, Nauders/Schöneben, Ischgl, Sestriere/Via Lattea, La Rosiere/La Thuile ein. Dabei verkenne ich nicht, dass diese Skiorte nicht mal eben selbst bestimmen können, ob eine Eisenbahn ins Tal gebaut wird oder nicht. Bei den Orten Ischgl und Flims/Laax war ich aber überrascht, wie ernst man das Thema dennoch nimmt und die Anreise im Bus vom nahegelegenen Bahnhof weiter ausbauen und fördern will. In Flims Laax geschieht dies z.B. mit extrem teuren Parkgebühren (38 €) bei den Liften. Das würde mich definitiv von der Anreise mit dem Auto abhalten.

Failed
Hier muss ich dann leider die Skigebiete aufzählen, die die Zeichen der Zeit offenbar noch überhaupt nicht erkannt haben. Aus Sicht der Förderung der ökologisch sinnvollen Anreise haben die Skigebiete um die Sella Ronda im Dolomiti Superski und 3 Vallées einfach den Schuss noch nicht gehört.

An der Sella Ronda ist mir besonders negativ das totale Verkehrschaos in den Orten Wolkenstein und St. Ulrich am Morgen und in Alta Badia am Nachmittag aufgefallen. Skibusse zwischen den Orten fahren nur bis 16:00 Uhr, Autofahrer hingegen werden mit kostenlosen und großen Parkplätzen noch in fast 2.000 Metern Höhe angelockt und diese nehmen es gerne an, damit sie auch ja keine 100 Meter bis zur Piste laufen müssen. Von frischer Bergluft kann da am Vormittag und am Nachmittag jedenfalls keine Rede mehr sein, eine einzige Blechlawine schiebt sich durch die Ortschaften. Dabei gab es ja bis 1960 sogar eine Eisenbahn bis St. Ulrich und Wolkenstein, die wegen des aufkommenden Autoreiseverkehrs und damit zusammenhängender „schlechten Rentabilität“ aber rückgebaut wurde.

Den Vogel im ÖPNV hat dann aber tatsächlich mein Lieblingsskigebiet Les 3 Vallées abgeschossen: Das größte Skigebiet der Welt ist verkehrstechnisch eigentlich bestens an das europäische Fernstreckennetz der Bahn angeschlossen. In Orelle fährt sogar der TGV keine 200 Meter an der Talstation vorbei. Man könnte dort sicherlich auch direkt einen Bahnhof bauen. Da ich kein Ingenieur bin, vermute ich das jedoch nur. Es gibt aber auch einen Halt im 20 km entfernten Modane. Theoretisch könnte man also in Skiklamotte z.B. in Paris, Mailand oder Turin Donnerstag Morgen starten und wäre mit dem TGV am frühen Vormittag in Modane und von dort dann schnell in Orelle in der Gondel nach Val Thorens. Man könnte 2 1/2 Tage Ski fahren und sich am Nachmittag wieder in den Schnellzug zurück nach Paris oder sonst wo hin setzen. Leider hat man da die Rechnung ohne den Tourismusverband Orelle gemacht, der es nicht für nötig hält, eine Busverbindung einzurichten. Es gibt auf Vorbestellung ein Taxi, was dann für die kurze Strecke 50-60 € kostet, einfache Fahrt. Auch vom ebenfalls nur 15 km entfernten Bahnhof in St.-Michel-de-Maurienne gibt es keine Busverbindung nach Orelle. Von der anderen Seite der Skischaukel, vom Regional-Bahnhof in Moutiers sind die Verbindungen nicht viel besser. Da bleibt den tausenden Gästen der Skischaukel gar nichts anderes übrig, als mit dem Auto anzureisen.

Den letzten Platz haben sich Gröden/Alta Badia und 3 Vallées also redlich verdient. Ich habe in der Kommunikation auch nicht den Eindruck gehabt, dass man da die Notwendigkeit eines Umdenkens verstanden hat.

Pisten-Ranking
Bei den Pisten habe ich viele Favoriten. Bei den wirklich schwierigen Verhältnissen aufgrund der Schneelage will ich hier aber keine Bewertung durchführen, weil mir das wirklich schwer fallen würde und notwendige Objektivität vermissen ließe. Ich möchte daher nur die herausragende Piste nennen: Die absolute Lieblingspiste der Alp-X ist dann doch die Aguille Rouge in Les Arcs-La Plagne. 2.000 Höhenmeter pures rot und schwarz, das war schon außergewöhnlich und hat mir dort im sonst leider total überfüllten Skigebiet den Tag gerettet.

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